Statusbericht #2: back to the roots.

Recherchemonat 2/3. Von Settingproblemen, Neuorientierung und Ideenfindung.

Entweder ist es pure Faulheit, die (perfektionistisch motivierte) Angst, nicht genug recherchieren zu können, um Dinge realistisch zu beschreiben – oder mein Bauchgefühl.
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Statusbericht #2: back to the roots.

Warum ich Fat Acceptance scheiße finde.

Meine Damen und Herren, sammeln Sie schon mal ein paar Steine und Felsbrocken zum Werfen oder holen Sie sich eine Tüte Popcorn.
Es geht um Fat Acceptance. Wie der Name schon sagt, propagiert die zugrunde liegende Bewegung die Akzeptanz übergewichtiger Menschen in der Gesellschaft. Against fat shaming and hate speech, gegen Diskriminierung fetter Menschen.
Das ist per se wirklich begrüßenswert. Menschen wegen ihres Äußeren zu verurteilen, ist scheiße, dem stimme ich zu. Sie deswegen zu benachteiligen oder Ähnliches ebenfalls.
Viele Menschen schreiben auf Blogs oder in Foren, dass sie erst durch die Fat Acceptance-Bewegung gelernt haben, mit sich und ihrem Körper umzugehen, sich darin wohl zu fühlen und sich nicht mehr dafür zu schämen. Liebe Menschen, es ist großartig, wenn ihr euren Körper lieben könnt, wie er ist. Wirklich, seid froh drum!
Was aber nicht begrüßenswert oder großartig ist, sind die Richtungen, in die die Fat Acceptance-Bewegung dann gerne geht.
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Warum ich Fat Acceptance scheiße finde.

Statusbericht #1 – Recherche, m1/3

Seit etwa vier Wochen habe ich es aufgegeben, vernünftig zu sein. Das Leben ist kürzer, als man denkt, und ich möchte kein Lebensende voller Hätte, Wäre, Könnte und außerdem brauche ich wieder meine Ersatzdroge und … ja.
Leider gehört dieser ominöse Traum „Ich will mal ein Buch schreiben“ nicht zu denen, die man mit ein bisschen Rumgehupse verwirklichen kann. – Nun gut, könnte man schon, aber lieber fröne ich meinem Perfektionismus und bin auch zufrieden mit dem, was ich tue, sonst kann ich das alles von vornherein in die Tonne kloppen und Stricken lernen. – Daher ein schöner, großzügig gestalteter Zeitplan. Ich liebe Listen, auf denen man Punkte durchstreichen, abhaken kann, mit kleinen Kästchen zum Ankreuzen und mit Tabellen zum Überblickbehalten, und vor allem gehöre ich zu den Menschen, die unter ein wenig Zeitdruck am besten arbeiten können. Dummerweise darf es nicht zu viel Zeitdruck und Stress sein, sonst verfalle ich in Reh-im-Scheinwerferlicht-Haltung oder bin so überfordert, dass sich meine schönen psychischen special effects schneller melden, als ich „Versagensängste“ sagen kann.

Bisher scheint der Plan aber okay zu sein, wenn man im Hinterkopf behält, dass ich nebenbei noch zur Schule gehen, Abitur machen werde und erfahrungsgemäß Rücksicht auf meine Gesundheit nehmen muss. Für jede Etappe der Vorarbeit habe ich ungefähr drei Monate veranschlagt, nebenher kann noch zwanglos an anderen Baustellen gearbeitet werden, wenn ich zum Beispiel nachts um drei die Idee zum Thema Plot habe. Pläne funktionieren nicht ohne Alternativen.

Fokus: Sammeln & Zusammentragen
Juni 2015: Ideen, Stichpunkte, Recherche
Juli 2015: Ideen, Stichpunkte, Recherche
August 2015: Zusammenfassung, Überarbeitung

Fokus: Charaktere
September 2015: Skizzen, Ideen, Charakterbögen der Hauptfiguren
Oktober 2015: dito, Übungen zu den Charakteren, erste Schreibversuche, ob die Protagonisten funktionieren
November 2015: Noch einmal alles durchsehen und überarbeiten, falls nötig

Fokus: Welt
Dezember 2015: Ideen, Recherche
Januar 2016: Entwicklung, Politik, Zeit, Setting …
Februar 2016: abgleichen, alles durchsehen, überarbeiten, falls nötig

Fokus: Plot
März 2016: grobe Stichpunkte, Konflikte, Ideen, Szenen. Logische Reihenfolge?
April 2016: Löcher flicken, auf Logikfehler untersuchen, weitere Stichpunkte, …
Mai 2016: Überarbeitung. Passt jede Handlung zu den Charakteren usw.

Fokus: Szenen und Dialoge – Grobfassung
Juni 2016: den Handlungsverlauf mit Szenen füllen, wer handelt wann, wozu dient die Szene, wessen Perspektive?
Juli 2016: Atmosphäre, Dialoge, Orte – ähnlich wie ein Drehbuchskript
August 2016: Was gefällt mir nicht? Wo gibt es Fehler? Neue Ideen?

Korrekturphase I
September und Oktober 2016:
sich noch einmal an alles ransetzen. Passen die Charaktere noch zum Plot und andersherum?, gibt es Dinge in der Welt, die man ändern muss?, passt das Setting noch zum Plot?, funktionieren die Charakter in dieser Art?, Vertiefen, Detailarbeit, Hintergründe…

Tja, und danach geht’s ans Schreiben, dem eine erneute Korrekturphase folgen wird. Natürlich rein zufällg *hüstel* beginnt nach Oktober nämlich November und es geht auf in den NaNoWriMo, den ich hoffentich ein wenig mitnutzen kann ^-^ Wie der Plan für den eigentlichen Schreibprozess aussehen wird, ist noch nicht klar, vermutlich unterteile ich das in Szenen und so weiter 🙂

Wie man sieht, habe ich ziemlich viel Korrekturkram schon in die Vorarbeit eingebaut. Möglich, dass mir das selbst irgendwann zu viel wird, aber ich bin wahrscheinlich einfach zu faul, länger an etwas zu arbeiten, wo schon im Grundaufbau Fehler stecken oder Dinge, mit denen ich nicht zufrieden bin. Und ganz heimlich habe ich irgendwo die Hoffnung, dass es danach weniger Korrekturarbeit ist. Was absoluter Bullshit ist, aber ich hasse Korrigieren, weil es so lästig und wäh ist und man nicht drum herum kommt, und lieber vernünftige Vorarbeit als ein gesamter Haufen Mist…

Wir sind also am Ende des ersten Recherchemonats und ich wälze Bücher, mache mir Notizen und habe bisher auch schon zig Seiten gelesen und etwa achttausend Wörter getippt, was im Durchschnitt nicht viel ist, aber daran liegt, dass ich mich oft ein paar Stunden am Stück hinsetze, arbeite, und dann wieder ein paar Tage gar nichts mache. Meh. Wäre also die erste Erkenntnis zu meinem Arbeitsverhalten. Die Zweite ist, dass ich mit der Themaidee etwas gefunden habe, was mich interessiert, womit man schon einmal die halbe Miete hätte. Über etwas nachzudenken, was einen nicht fesselt, ist Blödsinn… Das ist also schon mal ziemlich cool ^^ Bisher habe ich zwei Bücher durchgearbeitet (es fehlen noch fünf, den Hexenhammer möchte ich einfach nur lesen) und eines von meiner Liste gestrichen, das ich mir schon einmal angesehen hatte. Das Inhaltsverzeichnis klang extrem interessant und hilfreich, das Thema war die Rolle der Hexenkinder in mittelalterlichen Prozessen. War eben nur scheiße, dass der Autor Hans Sebald in seinem wundervollen Buch Hexenkinder – Das Märchen von der kindlichen Aufrichtigkeit Standpunkte vertritt, die jeden halbwegs normal denkenden Menschen kotzen lassen – so was wie „Früher wurden Kinder von der Inquisition zu Geständnissen durch Folter gezwungen, heute bringen Therapeuten und Ähnliches kleine Kinder dazu, Geschichten von sexuellem Missbrauch zu erfinden und die Leben unschuldiger Menschen werden ruiniert, weil Lehrer, Beamte und Therapeuten eine metaphorische Hexenjagd auf vermeintlich Pädophile starten. Außerdem sind Kinder in den meisten Fällen eher Täter als Opfer, und sie denken sich solche Anschuldigungen nur aus, um Aufmerksamkeit zu erhalten und lügen immer!, und ähh, irgendwas hat das mit den Hexenkinderprozessen im Mittelalter zu tun!!!1111einself!“ Ja. Äh. Pädosexualität, Tätersympathie und False-Memory-Foundation lassen grüßen…

Auf das nächste Buch auf meiner Liste freue ich mich im Gegensatz dazu aber jetzt schon. Kulturgeschichte seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen hat ein auf den ersten Blick ganz, ganz tolles Inhaltsverzeichnis ^-^ und ich werde gleich wohl mal querlesen, welche Kapitel für das Projekt interessant sein könnten 🙂 Für das minimale Tagesziel, das ich mir als Ansporn für die Sommerferien gesetzt habe, fehlen nämlich noch tausend Wörter…

Einen guten Start in die Woche (fuck off, Montag ♥) und frohes Schaffen euch.

J

Statusbericht #1 – Recherche, m1/3

bibliotheca mystica

Es gibt Orte, da braucht man keine Musik um zu überleben, weil sie ihre eigene Melodie besitzen.
In der Luft liegt ein ätherisches Sirren, einem Rauschen ähnlich. Es verschmilzt mit dem teppichgedämpften Herzschlag der Schritte, dem Flüstern umgeblätterter Buchseiten, dem gehauchten Klackern der Tastaturen.
Die Bücher in den Regalen saugen jeden Ton in sich auf. Sie schenken ihm ein papierenes Gewand, schmücken ihn mit Tintenklecksen und atmen ihn wieder aus.
Studenten haben ihre Siebensachen auf den Tischen an der Fensterfront ausgebreitet, die Skripte und Notizen baden im letzten Sonnenlicht. Die endlosen Reihen der Bücherregale stehen starr, aber wenn du genau hinsiehst, siehst du die einzelnen Bände blinzeln.
Du musst leise gehen, sonst tötest du die Stille, die mit winzigen Geräuschfragmenten durchwoben ist und du weißt: die Stille stirbt so schnell.

Ich taumle durch die Welten. Meine Fingerspitzen streifen die Buchrücken und ertasten Leder, Leinen, Pappe. Ich ziehe ein Buch nach dem anderen hervor, trenne es von seinen Gefährten und nehme es mit mir.
Winzige Hexen lassen sich auf meinen Schultern nieder. Sie klettern aus dem Einband, aus den Buchseiten und den Leerstellen zwischen den Buchstaben hervor. Ein Wilder Mann piekst meinen Ringfinger, Lilith marschiert mitsamt den Menschen- und Gottessöhnen neben meinen dunkelroten Docs, ein Faun klammert sich an mein Hosenbein, Beelzebub versteckt sich in meiner Jackentasche.

bibliotheca mystica

es gibt keine gerechtigkeit in dieser welt, außer, wir verschaffen sie uns

Ich werde Euch nie zu irgendetwas zwingen! Wisst ihr immer noch nicht, wie viel Ihr mir bedeutet?
Ein Wort von Euch und wir kehren um, aber hört mich an.
Hört zu!
Euer Leben lang seid ihr auf der Flucht.
Schlimme Dinge sind Eurer Familie widerfahren, und Ihr weint und trauert allein und im Dunkeln um sie.
Seid dem Tod Eures Vaters seid Ihr nur Zuschauer, wenn das Schicksal zuschlägt.
Hört auf, immer nur zuzuschauen!
Hört Ihr mich? Beendet die Flucht.
Es gibt keine Gerechtigkeit in dieser Welt, außer, wir verschaffen sie uns.
Ihr habt Eure Familie geliebt.
Nehmt Rache.

– Petyr Baelish

es gibt keine gerechtigkeit in dieser welt, außer, wir verschaffen sie uns

blind

Du hast mich für alle anderen Mädchen der Welt verdorben: ich habe zu lange in die Sonne gestarrt, und nun laufe ich mit blinden Flecken vor den Augen durch die Straßen und Clubs der Stadt und wundere mich, warum ich niemanden erkenne.
Du bist nicht großartig, grandios oder atemberaubend. Du hast es nicht nötig, kokett die Augen aufzuschlagen und dein Gegenüber mit präzise geplanten Bewegungen zu verführen. Du trägst kein Gucci, Prada und Armani, sondern schwarze Kapuzenpullis mit Bandnamen darauf. Du könntest die Welt nie in High Heels erobern, sondern bevorzugst das Motorrad, und deine Haut hat vermutlich noch nie in ihrem Leben Schminke gefühlt, sondern Meerwasser, Sommerhitze und das kühle Glas eines Beck’s.
Du verachtest Dubstep und vergötterst Metal und Punk. Die Interpretenliste auf deinem iPod entspricht zu über neunzig Prozent der meinen. Du verlässt ohne Longboard und Kippen nicht das Haus, und wenn du es tust, bist du auf dem Weg zu einem Konzert, wo du dir im Moshpit ein blaues Auge abholst.
Der Schmuck, den du trägst, verzaubert nicht, eher schockt er alte Menschen. Du fällst auf, ebenso deine sonnenuntergangroten Haare, die du einmal radikal abrasiert hast, nachdem sie dir bis zum Arsch reichten, und die nicht nach Früchten oder Blumen duften, aber nach Männerhaargel.
Du eroberst das Sofa, indem du mir nach einem heißen Sommertag deine besockten Füße vor die Nase hältst oder dich mit den Worten „Wunder dich nicht, ich leg mich immer auf Menschen, die ich mag“ auf mir breit machst.

Du bist und bleibst mein großes Fragezeichen, seufzt der Prinz aus den Lautsprechern und fährt einige Lieder später fort: Bin verliebt wie ein Junge, mit dem Bauch und darunter, denn die anderen weigern sich, unsere Musik zu hören. Und du bist alles für mich, alles das, was mir Angst macht. Meine silberne Kugel, mein Kryptonit und mein Anthrax. Du bist das, was ich vom Schicksal verlangt hab, die Patrone für mein Kopf in der Kammer der Pumpgun.
Im Nachhinein werde ich sagen, es war der Sommer meines Lebens, einer der Sommer meines Lebens.
Da liegst du, den Kopf in meinen Schoß gebettet und die Augen geschlossen, deine linke Hand streicht über meinen Oberschenkel, als wäre ich eine Katze, und meine Finger vergraben sich in deinen kurzen, sonnenuntergangroten Haaren, und ich weiß jetzt schon, ich werde meine Hände heute Abend nicht waschen, damit ich den Geruch deines Haargels beim Einschlafen in der Nase habe.
Ich will dich nie wieder gehen lassen, ich will dich vor allem beschützen, was dir Angst macht, und die Momente, in denen ich dich trösten durfte, will ich einrahmen und nie wieder vergessen.

Du nimmst meine Hand, und lachst, und schmiegst dich an mich, und dein „Nein, es tut mir leid, aber …“ war der schönste Korb, den ich je erhalten habe.

Du bist vorbei, bist fort, als seist du nie da gewesen, aber du hast mich für alle anderen Mädchen dieser Welt verdorben: wenn man zu lange in die Sonne sieht, hat man nur noch blinde Flecken vor den Augen.

blind

prolog

s y n t a x 
l e b e n d  
s c h r e i b e n d  

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 „ich will lieber stehend sterben, als kniend leben.“
[böhse onkelz – lieber stehend sterben]
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e h e r  6 6 6  a l s  0 8 1 5

 .
„alles erträglich, es muss nur immer musik da sein.“
[broilers – 33 rpm]
 .

m u s i k
f r e m d e   w o r t e
l u f t  z u m  a t m e n

 „und wenn ihr schon dabei seid, dann betrachtet auch mein
aussehen als symbol der nichtidentifikation mit euren werten.“

[die ärzte – rebell]

f r i e d e   d e n   h ü t t e n,  k r i e g   d e n   p a l ä s t e n

prolog